Gerade die kurzfristige Entscheidung der beiden heutigen Geschäftsführer Andreas Montag und Richard Niemann, die damalige Filiale eines US-Unternehmens zu kaufen und damit die Existenz des Standorts und seiner rund 300 Arbeitsplätze zu sichern, sei ein Grund für den Wirtschaftsbeirat der Stadt gewesen, den Wirtschaftspreis an Nielsen zu vergeben, erläuterte Michael Deitert, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG in seiner Laudatio auf die Preisträger. Darüber hinaus habe die neue Geschäftsführung in der Krise das Geschäft noch mit neuen Produkten und Vertriebswegen ausgeweitet. „Fast jeder kennt die Wechselrahmen von Nielsen aus Aluminium oder Holz“, betonte Deitert. Darüber hinaus produziert die Firma jetzt auch Aluminiumprofile für den Ladenbau, für Duschkabinen und für Fliesenschienen. Auch hochwertige Kissen und Wohndecken hat Nielsen in gewohnter Qualität im Programm. Nachdem 2020 der Standort selbst infrage stand, ist Nielsen nun durchgestartet, hat 400 Mitarbeitende, Tochterfirmen in Frankreich und England und baut den Standort Rheda-Wiedenbrück mit Millioneninvestitionen aus. Dabei wird neben Mut und Unternehmertum auch die Verantwortung für die Beschäftigten und die nachhaltig ökologische Ausrichtung des Unternehmens großgeschrieben. Die beiden Inhaber freuten sich sehr über die Auszeichnung und dankten vor allem ihren Mitarbeitern, die das ermöglicht hatten. Froh sind sich auch, dass die beiden Söhne Christoph Montag und Niklas Niemann in ihre Fußstapfen treten.
„Scharfes Klima“
Wirtschaftsförderer Sebastian Czoske begrüßte die Gäste in der Stadthalle zum Wirtschaftsempfang, der in diesem Jahr unter dem Motto „Scharfes Klima“ stand. Dass das Herausforderung und Chance zugleich sei, hob die neue NRW-Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie Mona Neubaur in ihrem Video-Grußwort an die Gäste hervor. Sie betonte, dass Ökonomie und Ökologie längst kein Gegensatz mehr seien, sondern zusammengehören. Den Unternehmen kommen große Bedeutung bei der Erreichung der Klimaziele zu und viele würden bereits aus eigenem Interesse mit starkem Einsatz daran arbeiten.
Durch den Abend führte humorvoll Kabarettist Ingo Börchers, der viele allzu menschliche Widersprüche beim Streben nach einem guten Klima aufzeigte. „Warum fahren wir eigentlich mit dem SUV ins Fitnessstudio, um dort aufs Fahrrad zu steigen?“ Was kann man tun, damit der westfälische Landwirt demnächst nicht Kiwis und Ananas, statt Kartoffeln oder Roggen anbauen muss? Sind Wirtschaft und Gesellschaft bereit, gegen den Klimawandel anzukämpfen, fragte Börchers in einer Talkrunde Bürgermeister Theo Mettenborg, Harald Pichler von der Westag & Getalit AG sowie den Bundestagsabgeordneten Ralph Brinkhaus.
Brinkhaus betonte, dass die Lösung oft im Kleinen liege und gemeinsames Handeln aller erfordere. Klar sei auch, dass bereits Veränderungen eintreten, die man annehmen und bewältigen müsse. Pichler berichtete, dass die Westag sich schon lange auf den Weg gemacht hat und plant, bis 2030 klimaneutral zu werden. Wirksame Erfolge wie die Umstellung der Kompressoren auf Dampfbetrieb gebe es bereits. Wichtig sei, dass die Mannschaft Spaß daran hätte, diese Maßnahmen umzusetzen und da sieht er viel Ehrgeiz und Ideenreichtum. Bürgermeister Theo Mettenborg stellte fest, dass sich auch die Stadt schon lange auf den Weg gemacht habe, mit Klimaschutzkonzepten, verstärktem Einsatz von Photovoltaik oder vielen zusätzlichen Bäumen. Der Veranstaltungstitel „Scharfes Klima“ sei aber sehr bewusst gewählt: „Wir wollen damit vor allem die Dringlichkeit des Themas Klimaschutz deutlich machen. Wir wissen: es besteht akuter Handlungsbedarf, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Dabei gehen wir aber mit „scharfem“ Verstand vor und wir „schärfen“ unseren Blick für das Wesentliche.“
Wirtschaftsförderer Sebastian Czoske bot den Unternehmerinnen und Unternehmern zum Abschluss des Programms noch einmal städtische Unterstützung bei der Bewältigung der Energiekrise an und verwies auf vielfältige Beratungsangebot und Hilfe bei der Fördermittelakquise sowie das städtische Programm „Aktiv für Klimaschutz“. Mit einem Blick auf die Entwicklung des grünen Gewerbegebiets am Kiefernweg endete das offizielle Programm. Zahlreiche Gäste nutzten die Gelegenheit zum lockeren Gespräch bei Musik und Getränken.
Bild: Andreas Montag hält die Urkunde für den Wirtschaftspreis in einem Rahmen aus seinem Hause. Von links: Bürgermeister Theo Mettenborg, Michael Deitert, Richard Niemann und Andreas Montag, Sebastian Czoske, Werner Twent.