Luigi Colani: 50 Jahre Ylem

Kategorie: Kunst & Kultur
Luigi Colani: 50 Jahre Ylem
Ausstellung
Das große Design-Handbuch des Designers Luigi Colani, „YLEM“, das 1971 während seiner Arbeit in Rheda-Wiedenbrück entstand, wird in diesem Jahr 50. Die Stadt Rheda-Wiedenbrück nimmt das zum Anlass, den Geburtstag dieses ungewöhnlichen Werkes zu feiern.
Zu sehen sind die kompletten Skizzen, in denen Colani seine immer noch zukunftsweisenden Visionen zur Entwicklung von Leben, Wohnen, Kommunikation, Transport und Verkehr entwirft. Außerdem stellt der Sammler Hans Schalück verschiedene Ausstellungsstücke, wie die in Rheda-Wiedenbrück entstandenen Design-Klassiker (u. a. Sitzgruppe Orbis, Kinderlübke oder PolyCOR-Stuhl) zur Verfügung.
Professor Dierk van den Hövel, Diplom-Designer und -Architekt an der Hochschule Düsseldorf sowie ehemaliger Mitarbeiter Colanis, wird das Werk des Designers einordnen.
Zu Luigi Colani:
1963 „strandet“ Luigi Colani wegen einer Autopanne in Rheda-Wiedenbrück. Aus einer Notübernachtung wird ein mehrjähriger Aufenthalt im Schwerpunkt der westfälischen Möbelindustrie. Hier entwirft Colani moderne, richtungweisende Möbel für verschiedene heimische Hersteller, u.a. COR und Lübke. Unter anderem entstehen hier Designklassiker wie die Sitzgruppe Orbis, „Kinderlübke“, der PolyCOR-Stuhl, der Flötotto-Schreibtisch, Sessel und Liegen von Kusch oder die Kugelküche von Poggenpohl, die seinen Ruhm mitbegründen. Colani lebt in der Stadt bis 1972, zunächst in Wiedenbrück und dann in Rheda. Er ist ein lebendiges Mitglied der Stadtgesellschaft.
Nach einem Unfall war er gezwungen, sieben Wochen das Bett zu hüten. In dieser Zeit schuf er eine reiche Sammlung von Skizzen, die er als „Ylem“ (altgriechisch für Urmaterie) bezeichnet. Die Skizzen zeigen seine Zukunftsvisionen – vor allem für die Bereiche Architektur und Wohnen, Kommunikation, Transport und Verkehr. Sie nehmen viele seiner späteren Entwürfe vorweg und sind über Jahre Grundlage für sein schöpferisches Arbeiten.
1971 wurde die Skizzensammlung als Druckwerk „Ylem“ von Bertelsmann veröffentlicht. Die roten Kunststoffkoffer enthielten 120 quadratische Seiten mit ebenso sorgfältig wie schwungvoll ausgeführten Entwürfen zu verschiedenen Designthemen. Diese Blätter sind hier zum 50. Geburtstag des ungewöhnlichen Werkes ausgestellt.
Ergänzt werden die Zeichnungen durch Überlegungen Colanis zu den Grundlagen des Designs. Nach seiner Ansicht bietet die Natur aus ihrer evolutionären Entwicklung heraus die besten Lösungen für vielfältige Designprobleme. In seiner Wahrnehmung sind natürliche geschwungene Linien immer den technisch bedingten Geraden vorzuziehen. Die Natur dient ihm als Vorbild, der Mensch steht im Mittelpunkt seiner Schöpfungen – ihm sollen sie dienen. Diese Herangehensweise propagierte Colani schon früh als Biodesign.
Das was heute als Ergonomie selbstverständlich Beachtung findet, trat in der Umsetzung der Entwürfe für die Produktion oft hinter technischen Sachzwängen zurück. Colani war aber nicht zu Kompromissen bereit und kämpfte deshalb aus seiner Sicht bei vielen europäischen Firmen gegen große Widerstände an. Seine großen Erfolge auf dem asiatischen Markt (Entwürfe u. a. für Canon, Mazda, Sony, diverse Professuren, eigene Designschulen) führte er darauf zurück, dass die asiatische Mentalität tiefer mit der Natur verbunden sei.
Nach Colanis Worten steht „Ylem“ nicht nur für die Urmaterie, sondern es werde auch „nicht im ordentlichen wissenschaftlichen Sprachschatz gebraucht, da“ es ein „Zentralwort wagemutiger Spekulation über die Entstehung des Alls von größter geistiger Penetranz und Elastizität“ sei.
Die Ausstellung im Rathaus findet unter den aktuell geltenden Corona-Maßnahmen statt.
Öffnungszeiten
Mo-Mi 8-17 Uhr
Do 8-18 Uhr
Fr 8-12 Uhr